Chronologie einer Bündnisgeschichte - Schoenstatt Maennerliga

SCHOENSTATT - MAENNERLIGA
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Chronologie einer Bündnisgeschichte

Inhalt

Begleitwort
Idee und Vision des Gründers
Bemühungen um die Beheimatung auf dem Marienberg von 1950 - 1970
In Weggemeinschaft zum Tabor-Heiligtum
Bau des Tabor-Heiligtums – das Wirken der Gottesmutter wird sichtbar von 1992 - 1995
Auf dem Weg zum Gnadenjahr 2000
Bau von Haus Tabor 2002 - 2005
Ein Name wird zur Sendung
Quellenangaben



Begleitwort

Das Werden des Marienberges mit dem Bau des Tabor-Heiligtums hat sich immer mehr als ein Bündnisweg mit Maria gestaltet, die uns geführt, begleitet, auch manches Opfer von uns gefordert und mit uns Geschichte gemacht hat.

„Wenn die Gottesmutter von einem Heiligtum Besitz ergreift, dann macht sie aus ihm nicht nur ihr Haus, in dem sie Beheimatung schenkt, sondern sie eröffnet in ihm auch ihre Werkstatt. Sie lässt sich nieder, um alle in ihr Herz aufzunehmen, aber auch um die Pläne Gottes zu verwirklichen.“ 1

Mögen die zusammengestellten geschichtlichen Ereignisse helfen, in gläubiger Überzeugung dieser geheimnisreichen Führungsgeschichte Gottes nachzugehen und sie in vertiefter Weise aufzunehmen, um unser Leben und uns selbst in die Geschichte und Sendung dieses Marienberges hineinzugeben und uns mit ihr zu verbinden.

„Sie wird uns helfen, uns der geschichtlichen Bedeutung unseres Lebens bewusst zu werden, sie wird uns lehren, den Willen Gottes zu erkennen.“ 1a

Wenn wir uns auf diesen auch heute mit uns handelnden Gott einlassen, werden wir uns immer als eine Gemeinschaft erleben, die eine Heimat mit einer geschichtlichen Verwurzelung auf dem Marienberg hat.

„Unsere Vorstellung vom Vorsehungsglauben ist durch und durch männlich … Wir lassen uns auch klare, hochgespannte Aufgaben stellen. Wir lassen uns zeigen, wie diese Aufgaben, weil die dem Willen Gottes entsprechen, in elementarer Kraft und Gewalt, in unerschütterlicher Treue vor Augen zuhalten und durchzuführen sind.“ 2

Möge Maria uns in diesem Heiligtum zu einer offenen Bereitschaft heranreifen lassen, zu Tabormenschen, in denen – wie durch sie – Christus erfahrbar wird.

Markus M. Amrein, 22. Mai 2005

Idee und Vision des Gründers

„Entweder vorwärts oder rückwärts. Wohlan denn, rückwärts! Dann sollen wir nochmals ins Mittelalter zurückkehren, die Schienen aufreißen, die Kabel zerschneiden, die Elektrizität den Wolken überlassen, die Kohlen der Erde zurückgeben, die Universitäten schließen. Nein, niemals; das wollen wir nicht, das dürfen wir nicht, das können wir nicht! Darum vorwärts! Ja, vorwärts in der Erforschung und Eroberung unserer Innenwelt durch zielbewusste Selbsterziehung. Je mehr äußerer Fortschritt, desto größere innere Vertiefung.“ 3

Dies allein durch ernste Selbsterziehung zu erreichen, genügt nicht für eine Erneuerung. Dies ist nach Pater Kentenichs ersten Erfahrungen im Studienheim deutlich geworden. Bei der Selbsterziehung unter dem Schutze Mariens ist schon manches leichter geworden.

Als durch die Gründung der Marianischen Kongregation im Frühjahr 1914 und in der Folgezeit eine immer größere Liebe zur Gottesmutter entstand, war es Pater Kentenich, der glaubte, dass der liebe Gott hier in Schönstatt einen besonderen Ort ausgesucht hat, an dem die Gottesmutter durch ihre Nähe wirken kann.

Die Vision Pater Kentenichs, die Idee des Neuen Menschen in der Neuen Gemeinschaft mit einem typisch laikalen Charakter an einem bestimmten Ort, mit konkreten Menschen zu verwirklichen, nimmt nach seiner gläubigen Zukunftsschau auf dem Hühnerberg, den er zum Männerberg (Marienberg) erwählte, Gestalt an.

27. Oktober 1912: Vorgründungsurkunde

„Wir wollen lernen, uns unter dem Schutze Mariens selbst zu erziehen zu festen, freien priesterlichen Charakteren.“ 4

18. Oktober 1914: Gründungsurkunde

„Wäre es nun nicht möglich, dass unser Kongregationskapellchen zugleich unser Tabor würde, auf dem sich die Herrlichkeit Mariens offenbarte? … unsere Herrin und Gebieterin bewegen, hier in besonderer Weise ihren Thron aufzuschlagen, ihre Schätze auszuteilen und Wunder der Gnade zu wirken … Ich möchte diesen Ort gerne zu einem Wallfahrts-, zu einem Gnadenort machen … Alle, die hierher kommen, um zu beten, sollen die Herrlichkeit Mariens erfahren und bekennen: Hier ist wohl sein.“ 5

Zum 20. August 1919: Gründung des Apostolischen Bundes in Hörde

„Seelische Kleinarbeit, das ist unser Ruhm, unsere Größe! … Finden Sie nicht auch, dass selbst da, wo man noch religiös denkt und lebt, vorab in unseren gebildeten Kreisen, die Widerstandskraft gegen den Zeitgeist verhältnismäßig gering ist? Es fehlt ihnen, oder besser gesagt, es fehlt unserem gesamten heutigen Christentum durchweg die Innerlichkeit. Das innere Leben stirbt ab ! … Und mitten in diesem Chaos stellen wir ein Programm auf, das einer feierlichen Schilderhebung des inneren Lebens gleichkommt. Es gibt meines Wissens keine Laienorganisation, die so unmittelbar, so ausgesprochen und – ich möchte sagen – so unbarmherzig den Zeitgeist bis in die letzten Schlupfwinkel verfolgt.“ 6

Dieses „innere Leben“ ist im Herzen die lebendige Verbundenheit mit der Gottesmutter in ihrem Heiligtum wie auch mit der Gemeinschaft.

Freie Initiative und starkes Drängen von außen führten von der „Außenorganisation“ zur Gründung des Bundes.

1930: Die Stadt auf dem Berge

„Pater Menningen hat vorher gefragt, wie ich denn eigentlich dazu gekommen sei, 1930 so klar und so prophetisch hinzuweisen auf all die Häuser, die dort oben auf den Bergen einmal entstehen würden. Ich will nicht sagen, dass mein Wort damals von der Quelle, die ich jetzt andeuten darf, davon abhängig war. Aber historisch gesehen darf ich das doch nicht verschweigen.

Einer aus dem Theologenkreis, ein Trierer Theologe (Scherer), der hatte geträumt; es war aber wirklich nur ein Traum und es war der Inhalt des Traumes, was ich 1930 so klar gesagt. Was war das? Im Traume hätte er gesehen, überall dort oben auf den Bergen eine Menge großer Häuser stehen. Seit der Zeit hat der Gedanke mich natürlich nie verlassen.

Die Dinge, die fasse ich zunächst nicht sehr ernst, halte sie aber im Auge und prüfe dann anhand der Geschichte, ob nicht etwas derartiges auch wirklich im Plane gelegen? Dieser Traum ist also inzwischen Wirklichkeit geworden, und zwar beglückende Wirklichkeit.“ 7

3. Februar 1933: Der „Hühnerberg“ wird zum Männerberg

„Nach dem Kauf eines Geländes auf dem jetzigen Schönstattberg, am 3. Februar 1933, besichtigte ich mit Pater Kentenich dieses Gelände. Wo jetzt das Schulungsheim steht, deutete er auf den gegenüberliegenden Hühnerberg und sagte: ‚Und dies ist der Männerberg‘.“ 8

16. Juli 1942: Dachau, Gründung der Marienbrüder

Seit 1920 war Pater Kentenich bemüht, die Marienbrüder zu gründen, und spricht nun dazu im Konzentrationslager Dachau Dr. Eduard Pesendorfer an, der Ende 1942 entlassen, am 11. Januar 1945 in einem Brief nach Schönstatt schreibt:

„Den Hühnerberg umgibt ein zartes Geheimnis; ich möchte daran nicht rühren, denn beim Gedanken an die Zukunft ist mir ganz eigenartig zumute. Vaters Worte (Pater Kentenich), die Weihe und eine etwas bange Sehnsucht wird zur Realität, ein tiefernster Plan der Mutter (Maria), nicht Menschengeistes, wird offenbar. Dann ist aber auch gewiss, dass alle wichtigen Voraussetzungen, die menschlich nicht zu schaffen, ebenfalls wahr werden. Ohnmacht und Allmacht.“ 9

17. Oktober 1945: Dankeswoche

„Die Marienschwestern haben ihren Berg … Marienbrüder haben ihren Berg … freilich Berge, auf denen noch eine Stadt gebaut werden muss.“ 10

Bemühungen um die Beheimatung auf dem Marienberg von 1950 – 1970

Die Marienbrüder versuchen dem Glauben an diese Vision des Gründers, vor allem durch Pater Menningen vermittelt, durch Symbole, Zeichen, Gebete, Weihen, Eropferung, Ausdruck zu verleihen. Man wollte den Marienberg erobern, sich dort beheimaten und der Gottesmutter einen Ort für ihr Wirken zur Verfügung stellen.

29. September 1950:

Am Michaelstag konnte das erste Grundstück auf dem Hühnerberg erworbenwerden. Es ist das Grundstück, auf dem heute das Tabor-Heiligtum steht.

10./11. November 1950: Mta-Medaillen vergraben

Nach der Nachtanbetung im Urheiligtum wurden am Fuße des Marienberges Mta-Medaillen und ein Weihegebet vergraben mit der Bitte der Marienbrüder an die Gottesmutter, dass sie sich diesen Berg erobert für die Marienbrüder, Männer und Jungmänner, damit er für sie Heimat wird. „… schenke uns dieses Land, auf dass der Marienberg werde …“ 11 Seitdem wird innerhalb der Marienbrüdergemeinschaft für die Gemarkungsbezeichnung „Hühnerberg“ der Name Marienberg gebraucht.

16. November 1955: Geistige Grundsteinlegung

Als Geschenk zum 70. Geburtstag Pater Kentenichs haben die Marienbrüder mit der Mta einen Weihevertrag geschlossen: die „Pfennigaktion“. Es wurde versprochen, zwei Millionen Pfennige (der damalige Materialpreis für ein Heiligtum) für das Heiligtum auf dem Marienberg und für die Freiheit des Gründers zu eropfern.

(Kurz danach ist der jetzige Grundstein entstanden und diente 1956 als Weihnachtskrippe in der Hauskapelle der Marienbrüder)

„Lass aus dem Marienberg Deinen großen Tabor unserer Familie werden, auf dem Du Deine Herrlichkeiten offenbaren wirst … “ 12

Mario Hiriart, damals Novize der Marienbrüder in Santa Maria Brasilien, schreibt am 30. April 1957 in sein Tagebuch: „Die Marienbrüder haben die Absicht, auf einem Berg beim Urheiligtum in Schönstatt ein Filialheiligtum zu bauen, genau wie das Urheiligtum. Aber bevor es gebaut wird, soll es geistig errichtet werden. Dies soll geschehen durch Beiträge zum Gnadenkapital in Höhe des Preises vom Heiligtum und seiner Inneneinrichtung. Jeder Beitrag hat den Wert des Pfennigs. In der Filialstunde heute Abend wurde beschlossen, dass die Filiale Santa Maria den Altar übernimmt. Er wird 7000,– DM kosten, d.h. 700.000 Pfennige sind zu erbringen … Die Beiträge setzen sich zusammen aus den verschiedenen Akten, auch wenn es kleine sind, wenn sie aus Liebe und in Verbindung mit der Mutter getätigt werden; es können Stoßgebete oder andere Anstrengungen sein. Madrecita, Du verstehst meine Schwierigkeit, von zehn bis zwölf Beiträgen bis auf siebzig Beiträge täglich zu kommen, wie wir uns vorgenommen haben. Aber ich habe das Vertrauen, Du wirst mir helfen …“ 13

24. September 1957: Erster Bildstock auf dem Marienberg

Auf dem zuerst erworbenen Grundstück, genau an der Stelle, wo jetzt das Heiligtum steht, wird an einem Apfelbaum das erste Bildstöckchen für die Gottesmutter angebracht.

„… der Weisung unseres Gründers Folge leistend, wollen wir heute in kindlich gläubigem Vertrauen Dein Bild hier anbringen und Dir damit diesen Berg weihen … erobere Dir bitte durch uns diesen Berg, erstelle Dir darauf das Familienheiligtum als Abbild des Urheiligtums. Hilf, dass wir uns in Liebe verzehren, dass unser zukünftiges Familienheiligtum zu Deinem Gnadenthron wird, worin Du den neuen Mann in der neuen Gemeinschaft nach Deinem Bilde formen kannst …“ 14

13. September 1965: Telegramm nach Milwaukee – Rückkehr des Gründers

Anfang September 1965 sind die zwei Millionen Pfennige eropfert. Am 12. September 1965 ist die Einweihung des Heiligtums in Cambrai, ein Jubiläumsgeschenk (50 Jahre Schönstatt) der Schönstattbewegung an die Mta für die Freiheit des Gründers.

18. Juni 1966: Vortrag von Pater Kentenich zur geistigen Neugründung der Männergemeinschaften (Bund und Liga) 15

27. Juli 1966: Feierstunde mit Pater Kentenich am Bildstock (heute steht an dieser Stelle das Tabor-Heiligtum)

An diesem Abend mit den Marienbrüdern nimmt Pater Kentenich die Geschichte in sich auf, bestätigt die Namensgebung des Berges: „Lassen wir ihm den Namen Marienberg“. Er segnet den Berg und den Grundstein für das Heiligtum und deutet die Sendung des Berges:

„Wir wollen hier einen Marienberg der lieben Gottesmutter zur Verfügung stellen … Die Gottesmutter soll die Herrin, die Besitzerin unseres Berges werden. Und wenn sie die Besitzerin, die Eigentümerin ist, dann hat sie gleichzeitig die große Aufgabe: alle diejenigen, die in dieser Marienburg, auf diesem Marienberg sich aufhalten, die sollen ihr gehören. Sie hat die Aufgabe, sie alle zu formen, sie alle zu erziehen … zu Höhenmenschen, zu Paradiesesmenschen … zu Welteroberern! Das ist ihre große Aufgabe …

Sie will diesen Mannestyp in uns selber verwirklichen und uns als Werkzeuge benutzen, um den neuen Mann in der neuen Gemeinschaft zu formen …

Sehen Sie, wenn wir das alles vor Augen haben, was der liebe Gott uns heute durch die kleine Feier sagen will, dann mögen wir ruhig, sicher, siegesgewiss wieder hinabsteigen, wenn wir auch noch so gering an Zahl sind, noch so begrenzt sind, aber das wissen wir, dass unsere Kleinheit, Anerkennung unserer Kleinheit für den lieben Gott schlechthin die Voraussetzung ist, um Großes durch uns zu wirken … Gott will immer wirken aus dem Nichts.“ 16

12. September 1967: Errichtung der Mario-Säule

Auf der Hochfläche des Marienberges errichten Marienbrüder eine Basaltsäule, eine Gedenkstätte für Mario Hiriart. Er hat das Ideal, mit Maria verbunden ein Heiliger seines Berufes zu werden, als Ingenieur exemplarisch vorgelebt.

14. September 1968: Krönung der Gottesmutter am Bildstock

Am Vorabend des Todes Pater Kentenichs krönen Marienbrüder das Bild der Gottesmutter an dem Bildstock am Apfelbaum.

Pater Kentenich wird dazu eingeladen, konnte jedoch nicht teilnehmen und sagte: „Ja, krönen sie, ich bin mit dabei!“ 17



In Weggemeinschaft zum Tabor-Heiligtum

In Zusammenarbeit mit Mannesjugend, Jungmännerbund, Männerliga und Männerbund ist das Leben und der Glaube an die Idee und Vision des Marienberges weitergegeben worden, hat neues Leben entzündet, man war miteinander auf dem Weg und so ist deutlich geworden – wir bauen gemeinsam das Tabor-Heiligtum als geistlichen Mittelpunkt des Marienberges.

Der Marienberg selbst wird in verschiedene Bereiche der Männer und Jungmännergemeinschaften aufgeteilt. Ein „Heiliger Bezirk“ auf dem Plateau wird eingeplant, auf dem das Tabor-Heiligtum gebaut werden soll.

11. Mai 1972: „Gründungswagen Marienberg“

In einem Bauwagen, den der Frauenbund dem Männerbund überlässt, wird ein Mta-Bild durch einen Kurs des Männerbundes angebracht, der „Fundament für das Tabor-Heiligtum“ sein möchte.

Während dieser Bundestagung legen die ersten beiden neugegründeten Kurse die Bundesweihe ab. Der Marienberg rückt erstmals als Sendungsberg der Männer und Väter ins Bewusstsein der Gemeinschaft.

1. Mai 1974: Einweihung der Männerliga-Gnadenstätte

„Als Vertreter der Männerliga in den Diözesen Deutschlands, Italiens, Österreichs und der Schweiz übergeben wir dir heute diese Stätte mit der Bitte, sie zu einer Gnadenstätte zu machen. Die Einweihung dieses Bildstocks soll der erste Schritt der Männerliga auf dem Weg zum Heiligtum der Männersäule sein … Von deiner Gnadenstätte auf dem Marienberg wollen wir die Sendung des Vaters und des Vaterreichs in unsere Zeit tragen. Erziehe du uns zu sendungsergriffenen marianischen Männern und Vätern … Hilf uns in der Selbsterziehung und lass uns durch Gebet und Opfer fruchtbar werden. Beheimate uns an dieser Gnadenstätte und offenbare deine Herrlichkeiten.“ 18

Das Bronze-Mta-Bild an diesem Bildstock hatte Pater Kentenich am 30. April 1968 in der Marienau gesegnet.


19. Oktober 1974: Einweihung der Bundeshütte

Sie ist eine Gabe an die Gottesmutter für die langjährige Treue, die sie dem Jungmännerbund gehalten hat und ein Zeichen der Treue zur Sendung der Bundesfamilie. Sie soll ein „Freiheitsraum des Bundes“ sein und auch eine Stätte der Begegnung. In einem Brief heißt es:

„… wir können gewiss sein, dass der Segen der Mutter auf dem Werk ruht. Es ist ein Heiligtum, und vor allem das erste bezugsfertige Haus auf dem Marienberg, auf dem Männerberg. So tragen wir Verantwortung für den Berg und die Sendung der Männersäule.“ 19

18./19. Juni 1977: Errichtung des Mta-Bildstockes der Mannesjugend

Bei der zweiten „Stern- und Sturmwallfahrt“ wird auf dem Jugendzentrumsgelände der Mta-Bildstock errichtet, der ehedem auf dem Grab Wolfgang Nerlichs stand. Dieser Bildstock war am 30.12.1974 vom „Reichstag“ (Jahreskonferenz der Schönstatt-Mannesjugend) gekrönt worden und kreiste seitdem in den Gruppen, Kreisen und Abteilungen der deutschen Diözesen. Der 1. Spatenstich für das Jugendzentrum findet am 30. Dezember 1977 statt. Die Jahresparole 1978 drückt das so aus: „Seid lebendiger Grundstein – werdet Männer für den Marienberg!“

Zum ersten Mal hat der „Reichstag“ 1978 als offizielle Vertretung der Schönstatt-Mannesjugend den Marienberg als Tabor der Gottesmutter angenommen: „Im Bündnis mit dir unterwegs zum Marienberg – Männer der jungen Kirche.“

9. Februar 1978: Ankunft des Taboraltars aus Brasilien

Durch die Herstellung des Altars in der Schreinerei der Marienbrüder in Santa Maria Brasilien nimmt auch die Schönstatt-Mannesjugend aus Diözesen Südbrasiliens regen Anteil. Sie beteten und opferten, dass die Sendung des Marienberges auch in ihrem Kontinent Wirklichkeit wird und um die Einheit der Schönstattfamilie Lateinamerikas. Eine Karte – in verschiedenen Holzarten gefertigt – wird am Altar unterhalb des Tabernakels angebracht. Zum Taborfest 1982 wird bei ihrem Centro Tabor ein Taborbildstock und 1992 ihr „Puer et Pater“-Heiligtum für die Jungmänner, Männer und Marienbrüder eingeweiht.

Der Altar findet seinen vorläufigen Platz in der Hauskapelle des Mario-Hiriart-Hauses.

6. August 1979: Einweihung der „Gnadenstätte der Kunstschaffenden“ durch Pater Menningen

In seiner Ansprache legte er Geschichte, Sendung und Ziel des Marienberges dar: „Wieviele Male habe ich dann dem Herrn Pater (Kentenich) Zweifel zu bedenken gegeben: Wie soll denn aus den kleinen Anfängen, die sich jetzt gesammelt haben, ein so großes Werk entstehen? Ein Berg, Mittelpunkt der ganzen Männersäule, Bildungsstätte der Jugend und der Erwachsenen und damit das Rückgrat auch einer weitausreichenden Laienbewegung mitten in der Welt. Mein Einwand ging vor allem darauf hinaus, dass wir für dieses gigantische Unternehmen Kräfte brauchen, die eine akademische Bildung hinter sich haben, denn die sollen ja Lehrer sein. Sie sollen auf dieser Bildungsstätte das Wort führen und hineingeleiten in die geistige Welt Schönstatts. Darauf kam eine Antwort, die hat gesessen: ‚Dann fange einmal mit den Handwerkern an!‘ …

Heute tun wir einen Schritt weiter in der geistigen und in der geo-grafischen Eroberung des Marienberges. Da steht vor uns wieder eine Vision und zwar die vom Tabor-Heiligtum. Herr Pater selber ist der Urheber und in all diesen Unternehmungen, Planungen, Initiativen konnten wir uns – Gott sei Dank – immer auf ihn, den schöpferisch und von Gott charismatisch ausgestatteten Initiator berufen. Tabor-Heiligtum – ein heiliger Berg sollte erstehen und der wird ein heiliger Berg durch das Heiligtum, das Tabor-Heiligtum.“ 20

Bis 1988 hat hier jährlich das Taborfest stattgefunden. Dass die Handwerkskammer ihre überbetriebliche Bildung mit Zwischen- und Abschlussprüfungen im Goldschmiedehandwerk im Jugendzentrum Marienberg durchführt, hat hier seinen Ursprung.

1979: Errichtung des Kreuzweges

Anlässlich des 60jährigen Jubiläums von Hörde gestaltet der Männerbund einen Kreuzweg zum Marienberg mit einem entsprechenden Textheft nach Aussagen unseres Vaters und Gründers.

„Auf diesem Berge soll einmal das Tabor-Heiligtum erstehen, in dem die Gottesmutter die ganze Männerwelt an sich zieht; jene Männer, die eine Sendung und Berufung für die Welt haben. Dass sie von hier aus sich offenbart in ihrer Herrlichkeit und die Gnaden austeilt, die Männer brauchen, um in ihrem Leben, in ihrem Beruf, in ihrer Familie, in der Gesellschaft das Ideal des marianischen Vaters zu leben. Der Weg geht vom Urheiligtum deshalb aus, weil auf dem Marienberg Schönstatt neu erstehen soll in der originellen Ausprägung für Männer. Und die Brücke dieses Weges oder die Stationen dieses Weges sind nicht umsonst und von ungefähr der Kreuzweg. Die Männer haben den Mut besessen, sich auf den Kreuzweg des Lebens zu begeben und das Kreuz der Begrenztheit auf sich zu nehmen und dies als Opfer der Gottesmutter ins Gnadenkapital im Tabor-Heiligtum zu legen, damit von dort aus ein neuer Gnadenstrom für die Männerwelt ausgehen kann.“ 21

6. November 1982: Errichtung der Mariensäule

Nachdem sich die Männer- und Jungmänner-Gemeinschaften von 1970 – 1980 den Marienberg erobern, haben die Leitungen der fünf Männergemeinschaften des Marienberges (Mannesjugend, Jungmännerbund, Männerliga, Männerbund, Marienbrüder) den „Marienbergkreis“ gegründet, um gemeinsam diesen Weg zu gehen, miteinander das Heiligtum zu bauen und sich jährlich zur Marienbergtagung zu treffen. „Als Ausdruck des Dankes, des Glaubens und des Vertrauens errichten wir heute die Mariensäule. Offenbare Deine Macht und schenke uns bald das Tabor-Heiligtum.“ 22

18. Juni 1983: Grundsteinlegung des Jugendzentrums

Am 27. März 1976 segnet Papst Paul VI. den Grundstein aus der Katakombe San Prestato in Rom zusammen mit einem Stein aus dem Urheiligtum. Darin kommt zum Ausdruck: Verwurzelung mit der jungen Kirche und in der neuen göttlichen Initiative vom 18. Oktober 1914 – „Mit Dir – Aufbruch zur NEUEN STADT“ (Jahresparole der SMJ 1983).

21. Oktober 1984: Einweihung des Jugendzentrums

Die Idee von der Neuen Stadt auf dem Berge – ein jahrzehntelanges Ringen seit den dreißiger Jahren um ein Jugendzentrum und eine Heimat auf dem Marienberg ist Wirklichkeit geworden.

„So war das im Jahre 1912 und 1914: eine kleine Schar, mitten in den Entwicklungsjahren, mit mir zusammen im Heiligtum. Welche Pläne haben wir da ausgeheckt! Und was ist aus diesen Plänen geworden! Wir wollen das festhalten als großes historisches Ereignis, dass die Grundlage, dass der Anfang, dass die Gründung unserer Familie zusammenhängt mit einer Schar von jungen, kraftvollen, hochgemuten Männern.“ 23

28. Dezember 1985: Übertragung des Taboraltars ins Jugendzentrum

Bei der Jahreskonferenz 1984 stellte sich für die Schönstatt-Mannesjugend die grundsätzliche Frage: Stellen wir uns hinter die Sendung des Marienberges und des Tabor-Heiligtums? Wollen wir uns einschalten in die Taborströmung und uns innerlich vorbereiten auf das gemeinsame Heiligtum auf dem Marienberg?

Es kam zu einer grundsätzlichen Aussprache und am Ende auch zu einer Abstimmung. Die Frage an die Teilnehmer der Jahreskonferenz lautete:

„Die Mannesjugend in Deutschland sieht ihr Jugendzentrum als Brückenkopf zur Eroberung des Marienberges und bietet es als Zeichen der Solidarisierung mit den Männergemeinschaften als neuen Platz für den Taboraltar an. Sie schließt sich damit in die Sendung des Marienberges und des Tabor-Heiligtums ein.“ 24

Das Ergebnis der Abstimmung: 33 Ja, 5 Nein, 2 Enthaltungen

6. März 1986: Anfrage der Stadt Vallendar anlässlich der ersten Änderung des Flächennutzungsplanes

Die Bemühungen um ausreichend Grundstücke im und um den „Heiligen Bezirk“ gestalten sich schwierig. Bruno M. Herberger, damaliger Generaloberer der Marienbrüder, versucht alles mögliche, Land im Umkreis der Mariensäule zu erwerben, um rechtzeitig das Heiligtum in den Flächennutzungsplan hineinzubekommen.

Zugleich wird es bei den Führern der Männerliga Brauch, täglich in der Taborhore und einem Gesätz des Rosenkranzes für einen Quadratmeter Geländekauf zu beten. Unermüdlich setzte Bruno M. Herberger sich für die Beheimatung der Marienbrüder und der Männer- und Jungmännergemeinschaften auf dem Marienberg ein und war bereit, sein Leben hinzugeben, wenn es so im Plane Gottes steht.

Bruno M. Herberger, auch Initiator der jährlichen Pilgermärsche vom Marienberg zum Kreuzberg-Bonn (ab 1981), auf dem bereits am 4. Oktober 1986 das Heiligtum eingeweiht wurde, hat noch am 6. März 1987 einen Antrag auf Eintragung einer Kapelle in den Flächennutzungsplanes vorgenommen, bevor er am 19. Mai 1987 unerwartet gestorben ist.

Bau des Tabor-Heiligtums – das Wirken der Gottesmutter wird sichtbar von 1992 – 1995

Nachdem alle menschlichen Bemühungen, was den Bau des Tabor-Heiligtums betrifft, zunichte gemacht wurden, kam es zu einer ganz unerwarteten Wende. Unmöglich scheinendes wurde plötzlich möglich. Vor allem das Zusammenfallen von geschichtsträchtigen Daten ist ganz auffällig und spricht für sich. Vorsehungsgläubig dürfen wir überzeugt sein, dass Gott und die Gottesmutter sich den Ort ausgesucht haben, der für uns Beheimatung und Gnadenquelle sein soll.

12. Juli 1992: Krönung im Konzentrationslager Dachau

Als Marienbrüder und das Familienwerk 1967 in Dachau mit Pater Kentenich das 25jährige Gründungsjubiläum feierten, wurde ein Mta-Relief, das von Papst Paul VI gesegnet wurde, als Dankes- und Erinnerungszeichen in den Votivraum des KZ Dachau gebracht. Der Gründer hat dieses Tun begleitet und in einer kurzen Ansprache eingeladen, die Gottesmutter zur Königin des Dachaugeistes zu krönen.

25 Jahre später, am 12. Juli 1992 war es endlich soweit, zusammen mit der bayerischen Schönstattfamilie haben wir Marienbrüder das Mta-Relief feierlich gekrönt. Am 13. Juli 1992 erreichte uns ein Anruf mit der Information einer Anfrage der Stadt Vallendar bezüglich eines Bauplatzes für eine geplante Kindertagesstätte neben dem Mario-Hiriart-Haus auf dem Gelände des Priesterverbandes. Für bereits konkrete Nutzungspläne (Priesterverband) waren wir bereit, im Mario-Hiriart-Haus Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Dies gab den Anlass, mit den Vertretern der Stadt ins Gespräch zu kommen im Hinblick auf eine mögliche Baugenehmigung für eine „Zeltlager-Kapelle“ (Kapelle auf dem ehemaligen Zeltlagergrundstück).

4. – 6. September 1992: Marienbergtagung

Die Gemeinschaften der Männersäule sahen in dieser Möglichkeit einen „offenen Türspalt“ für das Tabor-Heiligtum. In einem Brief an die Gemeinschaften der Männersäule wurde die Bitte formuliert, die Mta auf der Mariensäule zu krönen, damit sich die Türe weiter öffne.

Es werden manche Gespräche mit Grundstückseigentümern auf dem Marienberg geführt. Vertretern der verschiedenen Parteien des Stadtrates werden Modelle für die Ortsplanung Schönstatts und den Marienberg vorgestellt.

29. September 1993: Michaelstag, Antwort auf die Bauvoranfrage

Im Zuge der Bemühungen, einen Platz für das Jugendzentrum zu bekommen, wurde von 1976 – 1980 ein Bebauungsplan für den Marienberg erstellt. Dabei wurde dort ein kirchliches Sonderbaugebiet ausgewiesen, wo jetzt das Jugendzentrum steht und ergänzend dazu ein Zeltlagerplatz beim Bildstockgrundstück (jetzt Taborheiligtum).

Durch den „offenen Türspalt“ im Sommer 1992 entdeckte man wieder den bereits genehmigten Zeltlagerplatz mit der beschränkten Bebauungsmöglichkeit, der Ort, der schon seit Jahrzehnten „eingebetet“ und zu einem Ort der Gründerbegegnung geworden war. Die Postsendung mit der Antwort auf die Bauvoranfrage war mit dem gleichen Datum versehen wie 1950 der Kauf des ersten Grundstücks.

29. Mai 1994: Krönung der Mta auf der Mariensäule

Nachdem schon als Vorbereitung in den vergangenen Jahren intern in den Gemeinschaften die Gottesmutter gekrönt wurde, krönen die Männergemeinschaften die Gottesmutter auf der Mariensäule mit dem festen Vertrauen: Wir krönen die Mta gemeinsam zur Königin des Marienberges und sie schenkt uns das Heiligtum.

18. Oktober 1994: Bauantrag für das Heiligtum wird gestellt

20. Januar 1995: Mitteilung der Baugenehmigung

Der Architekt teilt mit, dass er die Baugenehmigung, datiert auf den 16. Januar 1995 (siebeneinhalb Monate nach der Krönung), erhalten hat. Das Tabor-Heiligtum darf als Zeltlagerkapelle auf diesem Gelände gebaut werden.

„Am 16. Januar 1995 gegen 15.00 Uhr war Herr Dr. Michaletz in der Pilgerzentrale. Da ich ihn längere Zeit nicht gesehen hatte, fragte ich ihn, ob er in Urlaub gewesen sei. Er erzählte daraufhin, dass er einige Wochen im Krankenhaus in Koblenz gewesen sei. Der Krankenhausaufenthalt habe manches von ihm gefordert und viel Schweres sei auch damit verbunden gewesen. Herr Dr. Michaletz: ‚Wir schenken ja alles Schwere für die Taborkönigin, damit sie sorgt, dass unser Heiligtum bald gebaut werden kann. Alles für die Taborkönigin!‘ Den letzten Satz wiederholte er zweimal.

Es hat auf uns einen starken Eindruck gemacht, wie sehr Herr Dr. Michaletz die Gottesmutter liebte, wie er mit ihr lebte und mit welcher Selbstverständlichkeit und Opferkraft er alles für seine Taborkönigin einsetzte.“ 25

Am gleichen Abend hält er die letzte Gruppenstunde für die Männergruppe Koblenz/Schönstatt, stirbt am darauffolgenden Tag und wird am Vormittag des 20. Januars 1995 in Koblenz beigesetzt. Zur selben Zeit bekommt der Architekt von der Kreisverwaltung die Baugenehmigung für das Tabor-Heiligtum. Dies teilt der Architekt am selben Tag um 16.00 Uhr Herrn E. M. Kanzler mit, dem Generalobern des Schönstatt-Instituts Marienbrüder.

18. März 1995: Erster Spatenstich für das Tabor-Heiligtum

1. Mai 1995: Grundsteinlegung für das Tabor-Heiligtum durch Msgr. Dr. Peter Wolf, Generalrektor des Schönstatt-Instituts Diözesanpriester

„Was ist also das Ideal? … Elementarste Verbindung zwischen echter, tiefer, gesunder Kindlichkeit Gott gegenüber und Väterlichkeit als Abglanz des ewigen Vaters der Welt gegenüber!“ 26

„Wenn ich als Führer der Männersäule selber ein Mann sein will, ein Vater sein will, dann darf ich kein bürgerliches Leben leben. Der Mann hat letzten Endes seine Heimat in Gott. Wenn wir als Führer der Männerfamilie erst einmal anfangen, uns nicht mehr zu Hause zu fühlen in den eigenen Reihen, dann sind wir morgen das Zerrbild eines idealen Mannes, das Zerrbild des Abbildes des ewigen Vatergottes.“ 27

„Vor Gott das einfältigste Kind, vor der Welt aber die kraftvollste, eigenwüchsige und eigenständigste Mannesgestalt.“ 28

Sonntag, 15. Oktober 1995: Einweihungsfeier

Nach vielen Tagen mit kräftigem Regen wurde das Tabor-Heiligtum an einem wunderbaren Herbstnachmittag während der Oktoberwoche mit ca. 1700 Gästen und etwa 60 Priestern von Erzbischof Francisco Javier Errázuriz aus Rom eingeweiht. In seiner Festpredigt hob er u. a. den langen Weg zu diesem Heiligtum und die besondere Sendung hervor.

Ergreifend war, die Geschichte der Erarbeitung und Eropferung der einzelnen Einrichtungsgegenstände zu erleben, und vor allem am Schluss der Einzug der Gottesmutter in ihrem Bild ins Heiligtum.

Das über Jahrzehnte gesammelte Leben, auf diese Feier hin konzentriert, und das Erfüllen dieser Spannung war deutlich zu spüren. Das Tabor-Heiligtum ist beglückende Realität geworden. Dass es davon um den ganzen Erdball in vielen Hausheiligtümern kleine „Filialen“ gibt, haben wir vor allem Franz M. Vogel (Marienbruder) zu verdanken, der sich bereits Ende 1969 einen Gedanken ganz zu eigen machte: Könnten wir nicht der Gottesmutter viele kleine Heiligtümer bauen, um so unseren guten Willen zu beweisen? Gedacht – getan … und bis heute sind etwa 1400 kleine Kapellchen (800 davon zum Selberbasteln) gebaut worden.

Worte zur Sendung des Tabor-Heiligtums von Erzbischof Francisco Javier Errázuriz am 15. Oktober 1995:

„Auf diesem langen Weg haben auch Sie die Erfahrung des lebendigen Gottes gemacht, der mitten unter seinem Volk wohnt und mit ihm zieht. Ihr verheißenes Land – wie Sie gläubig überzeugt sind – ist hier, hier auf dem Marienberg, dem Zielort Ihrer Pilgerwege …

Alle, die hierher kommen und den Ort gläubig berühren, sollen wie auf dem Berg Tabor erfahren und bekennen: ,Hier – in der Nähe Gottes, in der geistigen Gegenwart Mariens – hier ist es gut sein!‘ …

Auf dem Berg Tabor berührten sich der Himmel und die Erde … Seit damals sind Taborstunden die Stunden, die uns dem Himmel näher bringen, die uns erlauben, die Herrlichkeit Christi und seine Nähe verstärkt wahrzunehmen …

Zum Heiligtum pilgern heißt, das eigene Leben in die Liebes- und Weisheitspläne Gottes hineinzuschenken, die er mit mir, mit der Kirche und mit der ganzen Menschheit hat.

Zweifellos will sie (Maria) uns zu einer vertieften Christuserkenntnis, zur Christusliebe führen; sie will, dass wir seine Liebe zu uns entdecken und ihn mit ganzem Herzen und allen Kräften lieben. Ja, sie will dieses Staunen lehren, das die Apostel auf dem Tabor erfüllte, als sie erkannten, wer ihr Meister und Herr wirklich ist. Sie will aus uns kontemplative Menschen machen …

Und sie wird uns helfen, Werkzeuge zu sein, die dem Willen des Vaters gehorchen, denn Er will große Dinge durch die Jungmänner und die Männer tun, die ihr Liebesbündnis mit derjenigen schließen, die unsere Mutter und Königin ist, aber gleichzeitig Mutter und Königin aller Menschen …

Wir können selbst Werkzeuge sein, damit andere eine Christuserfahrung machen, die zu einer tieferen Begegnung mit Ihm führt. In der Tat wurde ja nach der Auferstehung Jesu auch die Begegnung mit den Aposteln für viele Menschen zu einer Taborerfahrung.

Ihre Worte, vor allem aber ihr Leben, ihr Mitgefühl, ihre Haltungen und ihre Werke riefen Staunen hervor. Wo Menschen ganz aus der Nachfolge Christi leben, auch in der heutigen Zeit, stellt sich erneut die bewegende Frage: Was sind das für Menschen?

Aus welcher Quelle kommt soviel Barmherzigkeit und Weisheit, soviel innerer Friede im Schmerz und soviel Wagemut in der Gestaltung einer gerechten und solidarischen Welt? Es ist die Kraft der prophetischen Neuheit, des neuen Lebens in Christus, das in ihnen erfahrbar wird.

Das ist ein weiteres Vorhaben der Gottesmutter, wenn sie von diesem Kapellchen Besitz ergreift. Sie will die Menschen formen, die die Kirche braucht, wenn sie ihren Auftrag zur Neuevangelisierung der neuesten Zeit wirkungsvoll erfüllen will. Es sind Menschen, die aus ihrer persönlichen Christusbegegnung und Gotteserfahrung heraus eine besondere Ausstrahlungskraft haben, die Hoffnung weckt und vermittelt. In ihnen wird die Kraft der Auferstehung des Herrn erfahrbar.

Das sind die Jugendlichen und die Männer, die die Gottesmutter in diesem Heiligtum formen will, damit sie zu Trägern des Taborgeschehens hinein in die Welt werden; Männer, die durch das Liebesbündnis mit der Gottesmutter reif werden und mit wachem Herzen bereit sind, eine neue Kultur zu gestalten, in der die humanen Werte vor der Effizienz stehen, die Ethik vor der Technik, die Bedeutung der Kinder, der Frau und der Familie vor dem materiellen Wohlstand.“ 1b

Auf dem Weg zum Gnadenjahr 2000

Der Heilige Vater Johannes Paul ll (1978–2005) hatte eingeladen, sich auf die 2000-Jahr-Feier der Geburt Jesu Christi vorzubereiten. Er hatte vorgeschlagen, das Jahr 1997 als ein Christus-Jahr, 1998 als ein Heilig-Geist-Jahr und 1999 als ein Gott-Vater-Jahr zu begehen. Es war für uns der Anlass, die im Tabor-Heiligtum noch fehlenden Symbole zu eropfern und im entsprechenden Jahr anzubringen.

17. Oktober 1997: Anbringung des Tabor-Symbols

„Ich habe gebetet dabei … damit das Werk gelingt. Denn manchmal hatte ich Angst und Bange, aus dem harten Eichenholz das Ganze mit meinen alten Händen herauszuarbeiten. Mein Herz war dabei und das ist noch jung. Gott sei es gedankt!“29 so Oberstudienrat Nether (Diözesanpriester und Künstler). Viele Überlegungen und Gespräche führten letztlich zu dieser Darstellung von Christus mit Elija und Moses im Türbogen. Wir wissen, dass ein solches Bild nur einen fernen Schatten von der wirklichen Taborherrlichkeit andeuten kann. Es will uns aber daran erinnern, dass die Gottesmutter und Taborkönigin uns erwartet, um uns die innere Erfahrung dieser größeren Wirklichkeit zu vermitteln: die Begegnung mit ihrem Sohn, mit der Christus-Sonne. Darum auch eine Darstellung ohne die diesseitigen Zeugen Petrus, Johannes und Jakobus, für die jeder, der zum Heiligtum kommt, stellvertretend ein Zeuge des Tabors werden kann. Mit ihnen stehen wir vor Jesus Christus im Glanz seiner Verklärung.


18. Oktober 1998: Anbringung des Heilig-Geist-Symbols

In einer beeindruckenden Feier mit etwa 250 Männern, Jungmännern und Gästen, mit Männergruppen aus der Schweiz, aus Chile und Brasilien haben wir unser Heilig-Geist-Symbol mit den Rubinen vollendet und unserer Taborkönigin übergeben.

Was von Berg Schönstatt aus zu bestaunen war: Genau zum Zeitpunkt der Feierstunde um 14.00 Uhr fiel ein Lichtstrahl aus dem sonst bewölkten Himmel auf das Tabor-Heiligtum.


17. Oktober 1999: Anbringung des Vater-Symbols

In einer originellen und sehr abwechslungsreichen Feier war vielleicht der bewegendste Moment für jeden Einzelnen der etwa 200 Teilnehmer, als er in einer kleinen Prozession nach vorne kam und das Vater-Symbol in den Händen hielt. Sich vom Vater anschauen zu lassen – ER schaut mich an und sich vielleicht das Wort sagen ließ: Du bist geliebt und das genügt.




18. Juni 2000: Auf zum Bund mit dem Dreifaltigen Gott

Mit diesem Entschluss kamen an diesem strahlendem Sonntag Männer aus 16 Diözesen nach Schönstatt. Dabei bildeten die Männer vor dem Heiligtum einen großen Kreis – sichtbar verbunden durch drei farbige Bänder mit dem Tabor-, Heilig-Geist- und Vatersymbol. Monsignore Werner Krimm hatte erneut diese Männerwallfahrt mitgestaltet und geholfen, dieses Bündnis als Höhepunkt für uns und auch seines Apostolates in der Männerliga zu vollziehen. Er verdeutlichte, dass die Liebe zu dem Dreifaltigen Gott und zu den Mitmenschen der Dreh- und Angelpunkt des geschlossenen Bündnisses ist.

Bau von Haus Tabor 2002–2005

Die 1998 mit der Stadt begonnenen Verhandlungen für den Bau eines „Wächterhauses“ beim Tabor-Heiligtum waren der Beginn eines langen Weges von Anträgen, von Verhandlungen, von Änderungen des Flächennutzungsplanes, über die Standortbestimmung und die Größe des Hauses.

18. Februar 1998: Der Verbandsbürgermeister hat angetragen, das Planungsverfahren für das „Wächterhaus“ einzuleiten

22. November 2000: Krönung der Mta

Angesichts der anstehenden (sich hinziehenden) Entscheidungen in Stadtrat, Verbandsgemeinde und Kreis wurde uns eine Krönung der Mta immer bedeutungsvoller. Anbeten, krönen, bitten, danken, feiern – die Mta einschalten als Königin. Sie soll jetzt schauen, dass das „Wächterhaus“ gebaut werden kann. Es war daher auch ganz bewusst eine Krönung eines Mta-Bildes für das „Wächterhaus“.

14. Juli 2001: Erster Spatenstich

Am 10. Juli 2001, am Primiztag Pater Kentenichs, haben wir die Baugenehmigung, genau siebeneinhalb Monate nach der Krönung, erhalten. Am 14. Juli 2001, während der Mitgliedertagung der Männerliga und einem Treffen der Marienbrüder zu ihrem Gründungstag mit Vertretern des Männerbundes, wurde der 1. Spatenstich für das geplante Haus vorgenommen.

26. Mai/19. Oktober 2002: Segnung bzw. Anbringung des Grundsteins

Auf dem Tabor erfahren die Jünger die Herrlichkeit Gottes, die sich in Jesus widerspiegelt; sie möchten gerne bleiben, weil sie sich wohl fühlen: „Hier ist gut sein“. Darum will Petrus „drei Hütten“ bauen.

Die Darstellung über der Tür des Tabor-Heiligtums stellt das Taborgeschehen in den drei Personen dar, auf dem Grundstein des Hauses sind die drei Personen symbolisch dargestellt: die Berufungsszene des Elias: der Ginsterstrauch, der Krug und das Brot (1Kö 19,4–9), die Sendungsszene des Moses: der brennende Dornbusch, der Stab und die Schuhe (Ex 3,1–15; 4,1–4; 17,1–6), sowie das Kreuz mit Mandorla für Christus. Die Wolke weist auf Gottvater hin, der auf Tabor das Zeugnis für seinen eingeborenen Sohn gab. Das Kreuz der Einheit soll uns auch an den Tabor Mariens, laut Gründungsurkunde, erinnern.

Im Laufe der Beschäftigung mit dem „Wächterhaus“ ist uns die Verbindung mit dem Taborgeheimnis und mit dem, was uns das Heiligtum dazu zu sagen hat, immer deutlicher geworden: Die Beziehung zu Gott, das Offenbarwerden Gottes und das Hineingezogensein in Gott.

Gott erfahren – die drei Persönlichkeiten auf dem Grundstein zeigen uns, wie wir als Männer reifen und wachsen und Krisen zu Lebenschancen werden können. Heute Gott erfahren, darin besteht die Bedeutung des Heiligtums, gerade in Verbindung mit dem neuen Haus. Das soll hier in besonderer Weise geschehen:

Elija wurde von Gott gestärkt: „Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.“ (1Kö 19,7)

In der Kraft von Brot und Wasser ist er vierzig Tage und Nächte unterwegs, Sinnbild für die innere Reise zu Gott.

Moses begegnete Gott: „Mose, Mose! Komm nicht näher heran! Lege deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ (Ex 3,4–6)

Eine „Auszeit“ in der Wüste bringt die Wende.

Petrus, Jakobus und Johannes erlebten durch Jesus Christus Gottes Liebe: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.“ (Matth 17,5)

Der Aufstieg zum Tabor schafft Raum zur Begegnung.

Sonntag, 22. Mai 2005: Segnung von Haus Tabor

Nach einer langen Planungsphase mit Bemühungen um die entsprechenden Bewilligungen und einer mehr als dreijährigen Bauzeit mit großer öffentlicher Anteilnahme können wir nun die Segnung vornehmen.

Haus Tabor sind drei auf Eck angeordnete Häuser, etwa dreißig Meter hinter dem Tabor-Heiligtum, aufgrund der Hanglage in der Höhe jeweils um ein Geschoss versetzt. Das unterste, das Gästehaus, besteht aus 14 Einzelzimmern mit Nasszellen (8 im Erd- und 6 im Dachgeschoss) und einem Gemeinschaftsraum im Untergeschoss. Das mittlere Haus, das Seminargebäude, ist mit einem großen Saal – auf der Höhe des Heiligtums – und einem etwas kleineren Seminarraum mit Küche auf der Höhe des Gästehauses ausgestattet. Das oberste, das Marienbrüderhaus, besteht – auf der Höhe des Heiligtums – im Erdgeschoss aus Empfang, Sakristei und Besprechungs-/ Beichtzimmer sowie den Wohnräumen der Marienbrüder.

Ein Name wird zur Sendung

Der Name Haus Tabor hat sich im Laufe der Jahre gerade im Hinblick auf das Taborgeheimnis herauskristallisiert. Auf Berg Tabor wird uns die Gegenwart Gottes in der Person Jesus Christus besonders aufgezeigt und nahegebracht. Jesus ist eine Person, die in Beziehung steht. Er ging zum Beten auf einen Berg. Gebet war für ihn die Begegnung mit dem Vater in einer solch intensiven Art, dass er zu Licht wurde. Daran hat er die Jünger teilnehmen lassen.

„Auf dem Berg Tabor enthüllte der Vater die Tiefendimension jeder Begegnung mit dem Menschensohn: Es war eine Begegnung mit der Herrlichkeit Gottes, aber auch gleichzeitig mit der Menschenfreundlichkeit Gottes und mit seinen Bündnisplänen mit uns.“ 1c

So sind für uns Christus und sein Vater Vorbild einer lebendigen Beziehung. Der Vater hat dem Sohn alle Macht und Autorität übergeben und blieb trotzdem eins mit ihm. Er hat ihm nicht gesagt: ,Jetzt mach Du mal! Jetzt bist Du dran!‘ Und Jesus war immer auf seinen Vater hingeordnet und hat sich von ihm nicht losgelöst und verselbständigt in dem Sinne: ,Ich mach das schon! Ich kann das alleine!‘ Vater zu sein bedeutet, eine Vision zu haben, die über das eigene Leben hinausgeht und die nur in Zusammenarbeit mit der nachfolgenden Generation Erfüllung finden kann.

Jesus hatte als Sohn gerade anderen Menschen etwas zu sagen und konnte in ihnen etwas hervorrufen, weil er in Beziehung zu seinem Vater stand und nicht aus sich selbst handelte. In diesem Sinne war er auch nicht autoritär, sondern eine echte Autorität und seine Beziehungen wurden nicht unverbindlich und beliebig.

Damit unser eigenes Leben zu einem Aufstieg zum Tabor werden kann, „… hat er uns das Mittel (Eucharistie) hinterlassen, damit wir so daran teilnehmen können, als ob wir selbst dabei gewesen wären.“ 30

Die Apostel sind von Jesus gerufen. Sie machen sich auf einen Weg, sie schaffen einen Raum zur Begegnung. Jesus wirbt nicht um möglichst viele Zuschauer, sondern ruft durch sein absichtsloses Verhalten zur Begegnung mit dem liebenden, barmherzigen Vater.

Dass ein solch authentisches Verhalten unzählige Menschen bis heute anziehen und begeistern kann, dafür ist Johannes Paul II ein besonderes Beispiel.

Um Jesu persönlichen Ruf zu hören, möchte Maria im Tabor-Heiligtum unsere Herzen öffnen, neu disponieren und entzünden, dass wir hier die Erfahrung eines persönlich Geliebt-, Zuhause- und Gesandtseins machen können. Es ist ihr Angebot, unser Profil als Mann, die ganz originelle Zielgestalt unseres eigenen Lebens zu erkennen und zu bejahen.

Ich darf und soll Werkzeug und Mitgestalter Gottes sein. Diese Nähe göttlichen Mitwirkens inmitten der gewöhnlichen Tagesereignisse wahrzunehmen, braucht unser aktives Mittun. Unser Sich-Hinein-Begeben in diese göttlichen Wirklichkeiten ist eine Anforderung an unseren Glauben.

Sich einem Gottesauftrag zu stellen – dazu bekommen Anbetungstage/Exerzitien im Haus Tabor ihren Sinn. In Tagen der Stille den Berg und das Heiligtum gläubig zu berühren, im Anschauen und Vertrauen neu ergriffen zu werden, das soll uns Männern, jung und alt, wieder neue Kraft geben für den Alltag mit seinen Herausforderungen und Chancen, für die Suche nach Wegen, in der heutigen Zeit den Willen Gottes zu erkennen und zu erfüllen.

Ergänzung der Chronologie durch die folgenden Artikel über die Errichtung der fünf Säulen der Schönstatt-Mannesjugend und die Krönung der Gottesmutter zur Taborkönigin Ende Oktober 2012.



Ergänzung E. M. Kanzler 25. März 2014

Jubiläum der Vorgründungsurkunde 2012

Samstag, 27. Oktober 2012: Segnung der 5 Säulen der Schönstatt-Mannesjugend

Am 27. Oktober 2012 findet das Säulen-Dokument aus Anlass des 100. Jahrestages der Vorgründungsurkunde Schönstatts mit der Enthüllung und Segnung der Säulen der SMJ beim Tabor-Heiligtum seinen monumentalen Ausdruck. Zu dieser Feier sind neben den etwa 180 Jugendlichen der Schönstatt-Mannesjugend SMJ etwa weitere 120 Gäste aus den Schönstatt-Gemeinschaften, vor allem auch eine größere Delegation der Schönstattbewegung Mädchen/Junge Frauen, auf den Marienberg gekommen.
Am frühen Nachmittag hat das Festprogramm mit einer Begegnung in der Kirche der Hochschule der Pallottiner begonnen, an dem Ort, wo vor genau 100 Jahren Pater Josef Kentenich vor Schülern des damaligen Studienheimes den Vortrag gehalten hat, der als Vorgründungsurkunde in die Geschichte Schönstatts einging und aufgrund dessen am 27. Oktober 2012 die Schönstatt-Mannesjugend ihren 100. Geburtstag feiert. In einem Rollenspiel, in dem die SMJ von heute mit allen technischen Errungenschaften des Jahres 2012 dem Gründer von Schönstatt damals begegnet, wird deutlich, dass seine Diagnose aus dem Jahr 1912 und sein damals vorgeschlagenes Programm auch heute volle Gültigkeit haben: „Selbsterziehung ist ein Imperativ der Zeit. Wir dürfen uns nicht mehr beherrschen lassen von unserem Wissen, sondern wir müssen unser Wissen beherrschen. Der Grad unseres Fortschritts in den Wissenschaften muss der Grad unserer inneren Vertiefung, unseres seelischen Wachstums sein.“
Lernraum der Selbstentfaltung
Solche Visionen im Ohr und mit der Frage konfrontiert, ob die 1999 veröffentlichten Grundsätze der SMJ, die 5 Säulen, für die heutige SMJ ebenfalls noch vollständig gültig sind, geht die Gemeinschaft zum Gottesdienst in der Pilgerkirche. In der Predigt spricht Pater Thomas Jochheim von der SMJ als einem Lernort des Glaubens. Die SMJ sei eine Gemeinschaft von Lernenden und sie biete Räume an, in denen der Einzelne sich erfahren und entfalten könne. Das Säulen-Dokument von 1999 und die heute zu enthüllenden Steinsäulen würden einen Lernraum aufspannen, an dem jeder SMJler mehr zu seinem eigenen Ursprung finden könne. Nach einer Statio am Urheiligtum mit der Erneuerung des Liebesbündnisses, nachdem Abschnitte aus der Vorgründungsurkunde unter dem interessierten Blick des jungen Kentenich aus dem Alten Haus heraus vorgetragen worden sind, geht es auf den Marienberg zum Säulenplatz am Tabor-Heiligtum.
Dieselben Wünsche, Grundwerte und Visionen wie 1912.
Aus einem kleinen „Bagger-fahr-Projekt“ sei der Funke einer Neugründung geworden, sagte Tobias Brehm, verantwortlich im Kernteam des Säulenprojektes für die konkrete Umsetzung und Bauausführung in einer kurzen Rede vor der Enthüllung der Säulen. „Zuerst wollten wir etwas bauen, platt ausgedrückt, wir wollten Bagger fahren, doch je weiter das Projekt vorankam, desto tiefer haben wir uns mit der Vorgründungsurkunde und den Säulen der SMJ beschäftigt.“ Die Welt sei eine andere geworden in der Zeit seit dem 27. Oktober 1912, als Pater Josef Kentenich seinen heute als Vorgründungsurkunde bezeichneten Vortrag vor den Jungen im Studienheim der Pallottiner in Schönstatt gehalten habe. Und auch seit der Jahrtausendwende, auf die hin die Grundsätze der Schönstatt-Mannesjugend als die 5 Säulen der SMJ formuliert wurden, habe sich die Welt bis zum 27. Oktober 2012 weiter verändert. „Doch je mehr wir uns mit der Vorgründungsurkunde und den Säulen beschäftigt haben, desto klarer wurde, dass die Wünsche, Grundwerte und Visionen von damals dieselben geblieben sind“ betonte Tobias Brehm, „und auch die Sprengkraft, die noch immer darin steckt.“
Jede Generation muss Schönstatt neu gründen
Immer deutlicher sei ihnen geworden, dass auch für ihre Generation gelte, was Pater Kentenich immer wieder herausfordere: „Jede Generation muss Schönstatt für sich neu gründen.“ Das tat die Generation, die die Säulen formuliert hat, „und auch wir haben hier und heute die Chance dazu, in einem anderen Maßstab zu denken.“ Es bestünde die Möglichkeit, es dabei zu belassen, hier 5 Steine aufgestellt zu haben und am Abend auf 100 Jahre Mannesjugend anzustoßen, sagt der Geographiestudent, „oder wir können wie damals vor 100 Jahren davon träumen, die Welt zu verändern, an etwas Besseres zu glauben und dafür zu arbeiten. Wir können heute beginnen, unseren Ur-Auftrag als Christen neu wahrzunehmen, hier auf Erden am Reich Gottes zu arbeiten.“ Jeder habe in das Projekt hineingegeben, was er geben konnte und wollte und daraus seien diese grundsoliden Zeugen eines gelebten Glaubens geworden, die der Schönstatt-Mannesjugend den Weg in die nächsten 100 Jahre und in eine neue Zeit weisen. Diese Säulen und den vor ihr liegenden Weg wolle die SMJ der Gottesmutter schenken, aber nicht ohne noch einmal inne zu halten „und diesen Auftrag, den jeder von uns in Schönstatt, in Kirche und Welt spürt, zu bedenken.“

Enthüllungs-Choreographie
In fünf kurzen Statements haben Mitglieder des Pars-Motrix-Kreises, die vor der Jahrtausendwende an der Formulierung des Säulendokumentes beteiligt waren, zuvor die fünf Säulen der Schönstatt-Mannesjugend in Erinnerung gerufen: Gemeinschaft, Lebensschule, Liebesbündnis, Apostelsein und Mannsein.
Und nun, nachdem es am ersten richtig kalten Herbstabend des Jahres 2012 auch ausreichend dunkel ist auf dem Marienberg, dauert es noch genau 10 Minuten und 8 Sekunden bis zur Enthüllung der Säulen. Genauso lange ist nämlich die von Michael Kessler ausgewählte, teils ruhige, teils dramatische Musik, die die Choreographie der Enthüllungszeremonie begleitet. Farbiges Scheinwerferlicht strukturiert das Gelände künstlerisch. Oberhalb der Säulen wird auf einer Videoleinwand noch einmal der geschichtliche Horizont präsentiert: Neben einem Bild des Gründers Schönstatts und zentralen Aussagen aus der Vorgründungsurkunde werden entscheidende Jahreszahlen eingeblendet. Ein Fackelträger entzündet auf dem Platz vor den Säulen ein Feuerbecken, von dem fünf weitere Fackelträger das Feuer nehmen, um es vor den Säulen aufzupflanzen. Die Jahresparolen seit dem Jahr der Formulierung der Säulengrundsätze werden eingeblendet und passend zum musikalischen Höhepunkt werden die 5 Basaltsäulen auf einen Schlag enthüllt. Nach einem Moment atemloser Stille entladen sich Bewunderung und Freude in anhaltendem Beifall, der sich mit dem Krachen eines Feuerwerkes vermischt, wie es der Marienberg noch nicht gesehen hat.

Mein Beitrag für den Weg Schönstatts
Dass anschließend jeder und jede eingeladen ist, seinen/ihren Beitrag für den Weg Schönstatts in das neue Jahrhundert auf einem Zettel festzuhalten und diesen dann im Feuer Gott und der Gottesmutter zu übergeben, erdet die ganze Gemeinschaft und verbindet das Ideal mit der Wirklichkeit. Beim anschließenden Sektempfang im total überfüllten Haus Tabor können sich die Jugendlichen und ihre Gäste aufwärmen und über ihren gemeinsamen Weg in die Zukunft austauschen. 31

Jubiläumsgeschenk für 2014

Die Krönung der Gottesmutter im Tabor-Heiligtum zur Taborkönigin

Wir haben die Gottesmutter gekrönt. „Wir hatten gerade im Mai bei unserem Heiligtum eine große Krönung mit tausend Leuten und mit Bischof, aber hier war es feierlicher!“
Eine Marienschwester sagte mir auf dem Weg: „Jetzt könne die Gottesmutter nicht mehr anders, jetzt müsse sie sich verherrlichen.“
Der 28. Oktober 2012 kam dann doch ganz rasch. Immerhin konnte die Krone am 26.10. abends noch fertig gestellt werden. Im Vorfeld diskutierte man im Krönungsteam nicht nur über den Inhalt und die Form der Krone, sondern auch, welcher der geeignete Zeitpunkt für die Krönung ist.
Da es sich bei der Krönung der MTA im Tabor-Heiligtum um das Heiligtum aller Männergliederungen handelt, also auch um das der Schönstatt Mannesjugend, hat das Krönungsteam für die Krönung das Wochenende gewählt, an dem am Samstag, den 27. Oktober 2012 die Schönstatt Mannesjugend 100 Jahre Vorgründungsurkunde mit der Enthüllung und Segnung der 5 Säulen feierlich beging.
Bei den Familientagen der Marienbrüder 2010 hatten diese sich nach sehr unterschiedlichen Vorstellungen dazu durchgerungen, sich mit der Jugend zu verbinden. Auch die anderen Männergemeinschaften hatten sich für diesen Termin entschieden.
Das kaiserliche Wetter des Krönungstages mit vollem Sonnenschein – trotz kühler Temperaturen – schien eine himmlische Bestätigung für diese Entscheidung, die am Ende einen Konsens aller Männergemeinschaften darstellte.
Am Sonntagmorgen hatte Herr Kanzler die bereits anwesenden Männer der Männerliga aus Deutschland und Tschechien, des Männerbundes, der Marienbrüder und Vertreter der „Schönstatt Männer“ aus Polen sowie Herrn Dillinger als Vertreter der Männersäule von Chile im Vortragssaal des Hauses Schönfels begrüßt. In seiner Ansprache wies er auf die intensive Vorbereitung der Krönung in den Männergemeinschaften hin.
Die Krönung sei einerseits als Abschluss dieses Prozesses, andererseits jedoch auch als ein Neubeginn zu verstehen. Denn die Krönung in der alltäglichen und apostolischen Arbeit auszuwerten, sei eine Daueraufgabe. Er zeigte auf, dass, wenn wir Männer Maria krönen, wir uns auch Christus dem König zur Verfügung stellen müssen. Maria wünsche nichts anderes. Sein Reich soll vorbereitet werden in dieser Welt, damit wir ihn empfangen können, wenn er wiederkommt, wie es die Hl. Schrift sagt. Die Krönung verlange von uns Männern einen tiefen Glauben und zwar einen Glauben – auch hier der Bezug zur Schrift – „der Berge versetze“ (Mt 21,22). Damit sei gemeint, dass wir Männer, die wir oft schmerzlich die Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit erleben würden, an unserer Sendung unbeirrbar festhalten sollten.
Die Krönung war eingebunden in die Feier der Hl. Eucharistie. Aufgrund der kühlen Witterung fand der Gottesdienst im Seminargebäude des Hauses Tabor statt. Das MTA-Bild aus dem Tabor-Heiligtum war hinter dem Altar angebracht. Auf dem Altar lag die Krone auf einem roten Kissen. Sie ist das Ergebnis eines Prozesses, in den verschiedene Meinungen und Ansichten einflossen. Dies sorgte für wichtige und überfällige Diskussionen, die am Ende doch zu einem vorzeigbaren Ergebnis führten.
Auf allzu viele Elemente verzichtete man bewusst. Auf der Spitze der Krone ein Bergkristall und in der Mitte die Taborsonne als Symbol für Christus, die ihre Strahlen über den Marienberg auf die einzelnen charakteristischen Symbole der Männergemeinschaften im Reif der Krone wirft. Zwischen diesen Symbolen befinden sich drei Amethyste, die an die Krone im Urheiligtum erinnern sollen.
In seiner Predigt bemühte sich Pater Dr. Herbert King, eine Brücke von der Krönung zum neuen Menschenbild Schönstatts herzustellen. Wer Maria kröne, sage auch ja zum neuen Frauenbild, so King. Pater Kentenich habe uns als Männer empfohlen, in den Frauen die Marienkrone zu suchen. Die Frauen entdeckten auch selbst in Maria ihre eigene königliche Würde. Die Männer, die Maria krönten, würden auch an der königlichen Würde Mariens teilhaben und diese in Mannesgestalt verkörpern. In einer sexistisch eingestellten Zeit sei es zudem wichtig, für die Würde der Frau einzutreten. Es sei jedoch nötig, den Schutz und das Ringen um Reinheit nicht theologisch oder rein moralisch, sondern aus psychologischer Sicht heraus zu begründen. Denn die Dinge seien psychologisch relativ klar.
Die Predigt P. Kings war ein Plädoyer für ein neues königliches Menschenbild von Männern und Frauen. Dieses Bewusstsein hebe empor und verändere durch uns die Umgebung. Männer, die krönen, besitzen eine königliche Würde, die ausstrahle, so King.
Nach der Predigt und der Segnung der Krone durch Pater King gab es eine persönliche Begegnung mit der Krone. Es waren beeindruckende Minuten, als alle Männer zum Altar traten – mit oder ohne Gaben – um die Krone betrachtend in die Hand zu nehmen.
Danach wurde sie von Herrn Kanzler auf dem MTA-Bild angebracht. Anschließend beteten wir das gemeinsame Krönungsgebet (vgl. Seite 21), in das die speziellen Anliegen/Gebete der vier Männergemeinschaften eingeflochten wurden. Die anschließenden Fürbitten (vgl. Seite 23) wurden von den Vertretern verschiedener Männergemeinschaften vorgetragen, darunter auch jeweils eine Fürbitte in polnischer und tschechischer Sprache.
Nach dem Schluss-Segen wurde das Bild mit der Krone, begleitet von den Konzelebranten und den Männern, von Herrn Kanzler ins Tabor-Heiligtum getragen und über dem Altar angebracht.
Es erklangen noch die Schönstatt-Hymne „Breit um uns Deinen Mantel“ sowie zwei gemütvolle polnische Marienlieder. Sie brachten auch die Sehnsucht zum Ausdruck, dass die Männergemeinschaften in anderen Ländern Europas entstehen mögen.
Bei Kaffee und Kuchen wurde noch manches ausgetauscht. Es war eine feierliche, aber auch gelockerte Atmosphäre. Vielen Männern fiel ein Stein vom Herzen: Sie hatten bereits Jahre auf diesen Moment gelebt oder sie waren froh, dass die Krone am Ende doch zu einem Zeichen der Einheit geworden ist.
Und viele waren sich mit der Marienschwester einig, die ja meinte, dass die Gottesmutter jetzt nicht anders könne, als wirksam zu werden. Erhoffen wir also die Früchte dieser Krone und wirken wir mit, damit der Aufbruch der Männergemeinschaften Schönstatts im Sinne neuer Berufungen und einer solidarischen Zusammenarbeit unter den Männergemeinschaften in nationaler und internationaler Hinsicht im Hinblick auf 2014 gelingen kann. 32

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Quellenangaben

  • 1          Erzbischof (heute Kardinal von Santiago) Francisco Javier Errázuriz Ossa, Predigt zur Einweihung des Tabor-Heiligtums, 15.10.1995, hrsg. Schönstatt-Institut Marienbrüder, Manuskript
     1a–c   ebd.
  • 2  J. Kentenich, Lebensströme, Texte zum 25jährigen Gründungsjubiläum der Marienbrüder, 14.–17.07.1967, nicht veröffentlicht, Bd. I, S. 208
  • 3  J. Kentenich, Gründungsurkunden, Schönstatt-Verlag, 1967, S. 15–16
  • 4  a.a.O., S. 12
  • 5  a.a.O., S. 23/24
  • 6  J. Kentenich, Unter dem Schutze Mariens, Ferdinand Schöningh-Paderborn, 1940, S. 348
  • 7  J. Kentenich, Lebensimpulse, Ansprachen an die Marienbrüder, 23.–30.07.1966, nicht veröffentlicht, Bd. III, S. 43–44
  • 8  Festheft zur Feier des Spatenstichs für das Taborheiligtum, S. 16
  • 9  Pesendorfer-Briefe, Archiv der Marienbrüder
  • 10  J. Kentenich, Dankeswoche 1945, 3. Vortrag am 17.10.1945, S. 29, Manuskriptdruck
  • 11  Weihegebet 10.11.1950, Archiv der Marienbrüder
  • 12  Weihegebet 16.11.1956, Archiv der Marienbrüder
  • 13  Mario Hiriart, Tagebuch 30.04.1957, Marioarchiv
  • 14  Weihegebet 24.09.1957, Archiv der Marienbrüder
  • 15  J. Kentenich, Neue Väter – neue Welt, Patris Verlag 1976
  • 16  J. Kentenich, Lebensimpulse, a.a.O., S. 51–56
  • 17  J. Kentenich, 14.09.1968, an HMC, private Mitschrift
  • 18  Weihegebet, 01.05.1974, Marienbergtexte, Schönstatt-Mannesjugend-Zentrale, 1983, S. 52–53
  • 19  Bundesführer Helmut Sondermann, im Bundesbrief nach der Fertigstellung der Bundeshütte, Archiv Männerbund
  • 20   A. Menningen, Einweihung der Gnadenstätte der Kunstschaffenden,  06.08.1979, autorisierte Tonbandnachschrift, Archiv der Goldschmiede
  • 21   Dieter Große Böckmann, Referat vom 19.08.1979, hrsg. vom Schönstatt  Männerbund, Manuskript, S.11
  • 22   Weihegebet, 06.11.1982, Archiv der Marienbrüder
  • 23   J. Kentenich, Neue Väter – neue Welt, a.a.O., S. 14
  • 24   Protokoll der Zentrale zur Jahreskonferenz 1984
  • 25   Sr. M. Irmengild, Schönstattmann 1/1995, S. 71
  • 26    J. Kentenich, Neue Väter – neue Welt, a.a.O., S. 63
  • 27    a.a.O., S. 79
  • 28    J. Kentenich, Lebensimpulse, Vortrag an die Marienbrüder, 05.06.1966,  nicht veröffentlicht, Bd. l, S. 124
  • 29    Schönstattmann 4/1997, S. 8
  • 30    Johannes Paul ll, Enzyklika Ecclesia de Eucharistia, 17.04.2003
  • 31    aus dem Artikel von PressOffice Schoenstatt, 28. Oktober 2012
  • 32    Lambert M. Schroedter, Schönstatt-Mann 2012 Ausgabe 4, Seite 18
  • 20    A. Menningen, Einweihung der Gnadenstätte der Kunstschaffenden,  06.08.1979, autorisierte Tonbandnachschrift, Archiv der Goldschmiede
  • 21    Dieter Große Böckmann, Referat vom 19.08.1979, hrsg. vom Schönstatt  Männerbund, Manuskript, S.11
  • 22    Weihegebet, 06.11.1982, Archiv der Marienbrüder
  • 23    J. Kentenich, Neue Väter – neue Welt, a.a.O., S. 14
  • 24    Protokoll der Zentrale zur Jahreskonferenz 1984
  • 25    Sr. M. Irmengild, Schönstattmann 1/1995, S. 71
  • 26    J. Kentenich, Neue Väter – neue Welt, a.a.O., S. 63
  • 27    a.a.O., S. 79
  • 28    J. Kentenich, Lebensimpulse, Vortrag an die Marienbrüder, 05.06.1966,  nicht veröffentlicht, Bd. l, S. 124
  • 29    Schönstattmann 4/1997, S. 8
  • 30    Johannes Paul ll, Enzyklika Ecclesia de Eucharistia, 17.04.2003
  • 31    aus dem Artikel von PressOffice Schoenstatt, 28. Oktober 2012
  • 32    Lambert M. Schroedter, Schönstatt-Mann 2012 Ausgabe 4, Seite 18
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